Wie zweigelt man richtig ab?

Ein Termin für FreundInnen des österreichischen Rotweins
Blauer Montag- Palaver am Montag, 25. Februar, im Perinetkeller, 1200 Wien, Perinetgasse 1 (Nähe U 4 Friedensbrücke). Beginn:19 Uhr

Die einen wählen eine nüchterne, pragmatische, realistische Vorgangsweise und schlagen vor, die Rebsortenbezeichnung Zweigelt durch den schon zuvor verwendeten Namen Rotburger zu ersetzen. Die anderen wählen eine poetische, ironische und provokante Art und schlagen den Namen Blauer Montag vor. Daneben sind Initiativen entstanden, die einen neugeschaffenen Begriff – ZWEIGELN – zum Wort das Jahres 2019 machen wollen – in der Bedeutung «verschweigen, verdrängen und verfälschen im Umgang mit der NS-Vergangenheit.»

Alle diese «Parallelaktionen» verfolgen das Ziel, einen guten Tropfen von seinem unseligen Namenspatron zu befreien. Denn dass ausgerechnet jene Sorte, die global als das Aushängeschild der österreichischen Weinkultur gilt, nach einem Nazi und Antisemiten benannt ist, könnte zum nächsten österreichischen Weinskandal werden.

Das Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ersucht Ähnlichgesinnte, ihm bei der Suche nach kooperativen WeinproduzentInnen zu helfen und Bekannte aus Gastronomie, Weinhandel, Wein-Marketing und Konsumtion einzubeziehen. Ein erster Schritt kann das Perinetkeller-Treffen am kommenden Montag sein. Denn wenn die «Politik» stur bleibt, hat die Zivilgesellschaft viel zu tun.

Für die Eroberung Wiens durch den Blauen Montag muss eine Infrastruktur der Verbreitung aufgebaut werden. IODE sieht sich vor zwei Herausforderungen gestellt. Erstens muss eine Kultur und eine Politik der Erinnerung entstehen, die dem bisherigen Verdrängen trauriger Wahrheiten ein Ende setzt. Zweitens sollte den involvierten AktivistInnen bewusst werden, dass sie in ein soziokulturelles Experiment verwickelt sind: ein Zusammenspiel von politischem, künstlerischem und unternehmerischen Engagement setzt die politischen Interventionen fort, für die die traditionellen Interessensvertretungen (z. B. der Bäurinnen und Bauern) zu träge geworden sind. Anders als die gezähmten Gewerkschaften, die liberalen Parteien und der von Großgrundbesitzern und einer Bank gesteuerte Bauernbund hat die Kunst noch nie Angst vor der Revolution gehabt!